Altenau Wie verschlägt es zwei junge Bayern ins 220-Seelen-Dorf Altenau? Durchs Internet. Rosa und Adam Drexel haben hier einen großen alten Hof und eine offene Dorfgemeinschaft gefunden. In dem kleinen Südbrandenburger Ort wollen sie einen Friedenspark aufbauen.
Auf Brandenburg ist das Paar bei der Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Projekt gestoßen. Von dem östlichen Bundesland hatten sie damals nur gehört, dass viele
junge Leute wegziehen. Schnell waren sie von der Weite der Region fasziniert. Beim Stöbern nach einem günstigen Objekt fanden sie den alten Hof in der Altenauer Dorfstraße 17. Der Garten, die
große Weide hinterm Hof, der viele Platz hätten sie begeistert, sagt der 24-jährige Adam. Die Größe des Ortes hat nicht abgeschreckt. Beide kommen selbst aus einem Dorf aus der fränkischen
Schweiz bei Nürnberg. Seit August wohnen Drexels jetzt hier. Seit Freitag, dem 13. - für die beiden ein Glückstag.
Rosa und Adam sind ohne jegliches Vorurteil nach Altenau gekommen. Einzig ein paar Bedenken, wie der Ort sie aufnimmt, habe sie gehabt, gesteht die junge Frau. Doch die wurden von den Altenauern
schnell zerstreut. Längst sind sie bei ihnen vorbeigekommen. »Wir wohnen in der alten Wirkungsstätte von vielen Leuten hier«, erklärt Adam. Auf dem Hof hatte einst die LPG ihren Standort. Die
beiden Bayern finden es spannend, wenn die Menschen von Früher erzählen: »Das ist für uns Geschichtsunterricht.«
Nach der Schulzeit haben die beiden verschiedene Praktika im sozialen Bereich und in Naturprojekten absolviert, sind gereist. Die Idee des Friedensparks entstand. »Wir wollen unseren eigenen
Beitrag für unsere Umwelt leisten«, sagt Adam. Jetzt sind sie dabei, diesen in Altenau zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Der Verein »Der Friedenspark« ist gegründet. Ihr Leitgedanke: »Frieden
braucht Taten« - auf vielen Gebieten. Sichtbar ist eine Solaranlage. Regenerative Energien wollen sie nutzen. Ein Windrad zur Eigenstromversorgung wird noch gebaut. Sie engagieren sich aber auch,
indem sie gemeinsam mit einem Forster Heizungsbauer an der Produktion von Strohbriketts arbeiten.
Geplant ist ein sozio-kultureller Treffpunkt für die Region. Wo die alte Scheune steht, wird künftig eine Sommerbühne etabliert. Junge Bands etwa sollen hier proben können. Wichtig ist Drexels
eine friedenspädagogische Arbeit. Dazu gehört perspektivisch das Angebot von Friedenscamps für junge Leute, dazu soll aber auch eine Friedensdokumentation zählen. Ein weiterer Baustein: ein
Schutzhof für kranke und in Not geratene Tiere, die aufgenommen und vermittelt oder bis zu ihrem Tod gepflegt werden. Im Garten wollen Drexels Obst, Gemüse und Kräuter im Einklang mit der Natur
zur Eigenversorgung anbauen.
Ein finanzielles Standbein ist zurzeit Adams Job bei einer Spedition. Drexels sind dabei, Leader-Fördermittel für ihr Projekt zu beantragen. Schade finden sie, dass hiesige Banken sie und ihr
Projekt nicht unterstützen. Wie viel Arbeit noch auf sie wartet, wissen beide. Aber sie sind überzeugt: »Wir sind hier zu Hause.«